Der Hovawart

Gleich vorweg: ein Hovawart weiß, was er will (und das ist leider nicht immer dasselbe, wie es sein menschliches Rudel vielleicht gerne hätte) ! Er zeichnet sich durch eine starke Persönlichkeit aus und ist dabei sensibel und souverän zugleich.

Der Hovawart ist eine stattliche und elegante Erscheinung. Das Fell ist eher lang, besonders an Brust und Bauch. Ebenso die Befederung an der Rute und den Läufen ( den sogenannten Fahnen…). So einzigartig wie sein Charakter ist auch sein äußeres Erscheinungsbild- kein „Hovi“ ähnelt dem anderen.

Es gibt ihn in drei verschiedenen Farbschlägen.
Am häufigsten vertreten ist der schwarzmarkene Hovawart ( diese Farbe sollte rund 60% eines Wurfes ausmachen). Das Haarkleid ist schwarz mit mittelblonden „Marken“ ( Aufhellungen).

Die Farbe blond steht prozentual an zweiter Stelle. Das Blond sollte weder zu hell noch zu dunkel sein. Die Aufhellungen an Brust, Bauch und Läufen ist erwünscht, ein kleines weißes Abzeichen an der Brust ist gestattet. Blonde Hovawarte werden gerne mal mit Golden Retrievern verwechselt.

Der schwarze Hovawart nimmt eine (kleine) Sonderstellung unter den Farbschlägen ein. Das Haarkleid ist (natürlich) schwarz. Vereinzelte weiße Haare sind erlaubt, ebenso ein kleiner weißer Brustfleck. Insgesamt ist der schwarze Hovi meist kleiner und graziler als seine andersfarbigen Geschwister und ähnelt für den Laien einem Flatcoated Retriever.

Erstmals erwähnt wird der Hovawart ( Hovewart=Hofwächter) in einem Buch aus dem 13. Jahrhundert. Darin wird seine Aufgabe als Haus- und Hofwächter  beschrieben.
Wer damals einen Hovewart entwendet oder sogar getötet hatte,  musste 3 Schilling zahlen und einen Ersatz beibringen …-so liest man den Gesetzestext.

Über sein damaliges Aussehen kann man nur spekulieren. Die Schriften beschreiben ihn als großen Wach- und Bauernhund, mit Hängeohren und zottigem Fell.

Auf Dürers Kupferstich „Ritter Tod und Teufel“ (1513) läuft ein langhaariger, mittelgroßer Hund mit hängenden Ohren neben einem Ritter mit Pferd.

Das Bild von Benno Adam (1869) hingegen zeichnet eine schwarze Hündin ab, die aussieht wie ein Hovawart und ihre Welpen, ebenfalls auf dem Bild zu sehen, zeigen sogar einen blonden Farbschlag.

Die Rasse ist aber dennoch sehr jung. Eine gezielte Zucht begann erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Kurt Friedrich König suchte gezielt nach typmäßig ähnlichen „Restbeständen“ dieses alten Hundeschlags.
Die ersten Züchter des Hovawarts haben sich im Harz zusammengeschlossen. Sie hatten ein klares Ziel vor Augen.
Sie strebten danach, den altgermanischen Hofhund zu rekonstruieren, wie das Bild ihn auf Dürers Kupferstich zeigt.
Sein Zuchtgut vermuteten sie in bestimmten Bauernhunden, die sie im Harz, Oden- und Schwarzwald suchten.
Diese Hunde wurden gekreuzt mit Deutschen Schäferhunden, Neufundländern, dem ungarischen Herdenhund Kuvasz und den Leonbergern. Der Nachwuchs wurde nach bestimmten Kriterien selektiert.
Unerschrocken, robust und einen angeborenen Schutztrieb sollten sie besitzen, jedoch  nicht aus Beisslust oder  Abrichtung. Eine Jagdlust war nicht gewünscht und somit versuchte man dies, züchterisch zu unterbinden.

Im Jahre 1922 ließ Kurt F. König den ersten Wurf ins Zuchtbuch eintragen. Sein Vater Bertram hatte bereits vor dem ersten Weltkrieg Zuchtversuche unternommen. Kurt König schuf die Basis für die heutige Hovawartzucht. Er legte sehr großen Wert auf das Wesen der Hunde.

1937 wurde die Rasse Hovawart international anerkannt. 1964 wurde der Hovawart als Gebrauchshunderasse anerkannt.

Ob der Hovawart nun tatsächlich dem damaligen Germanenhund gleicht, mag wohl niemand genau sagen. Schließlich lassen sich auch andre Rassen auf mittelgroße Bauernhunde zurückführen.

Der Hovawart braucht etwa drei Jahre, bis er erwachsen ist. Erst danach hat er seine körperliche und geistige Reife erlangt.
Der Hovawart ist arbeitsfreudig, will beschäftigt werden und schließt sich gerne seiner Familie an. Für eine reine Zwingerhaltung ist er absolut ungeeignet- im Gegenteil, diese würde ihn zerstören. Am glücklichsten ist diese tolle Hunderasse inmitten seines Menschenrudels. 

 FCI – Standard Nr. 190 / DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN ORIGINALSTANDARDES : 12.01.1998

Der Hovawart ist ein kraftvoller, mittelgroßer, leicht gestreckter, langhaariger Gebrauchshund. Die Geschlechts –
unterschiede sind vor allem an Kopfform und Körperbau deutlich erkennbar.

Wichtige Masseverhältnisse

Die Rumpflänge beträgt ca. 110% bis 115% der Widerristhöhe

Verhalten und Charakter

Er ist ein anerkannter Gebrauchshund zu vielseitiger Verwendung. Von der Veranlagung her ausgeglichen und ruhig, besitzt er Schutztrieb, Selbstsicherheit und Belastbarkeit, mittleres Temperament und eine sehr gute Nasenveranlagung.
Für einen Gebrauchshund harmonisch abgestimmte körperliche Verhältnisse und eine besondere Bindung an seine Familie machen ihn insbesondere zu einem hervorragenden Begleit-, Wach-, Schutz- und Fährtenhund.

Kopf
Der Nasenrücken ist gerade und bildet eine Parallele zum Oberkopf. Fang und Schädel sind etwa gleich lang. DieKopfhaut liegt straff an.

Oberkopf
Schädel: Der kräftige Kopf hat eine breite, gewölbte Stirn.
Stop: Gut erkennbar

Gesichtsschädel
Nase: Nasenlöcher gut ausgebildet. Bei schwarzmarkenen und schwarzen Hunden ist die Pigmentierung schwarz;
Pigmentierung bei blonden Hunden: schwarz , Wechselnase zulässig

Fang:
Kräftig; sowohl von der Seite als auch von oben gesehen verjüngt er sich wenig.

Lefzen:
Sie liegen gut an.

Zähne/Gebiss:
Der Hovawart hat ein vollständiges, kräftiges Scherengebiss mit 42 Zähnen gemäß der Zahnformel. Die Zähne stehen senkrecht im Kiefer. Zangengebiss ist zulässig.

Augen:
Die Augen sind oval, weder hervortretend noch tiefliegend. Ihre Farbe ist dunkel- bis mittelbraun. Die Augenlieder liegen dicht an.

Ohren:
Die locker anliegenden dreieckigen Hängeohren sind hoch und weit auseinanderliegend angesetzt, den Oberkopf optisch verbreiternt, und reichen in ihrer Länge bis mindestens zum Lefzenwinkel. Ihre Spitze ist leicht abgerundet. In Ruhestellung liegen sie flach, bei Aufmerksamkeit können sie etwas nach vorne gerichtet getragen werden. Die Vorderkante liegt etwa auf der Mitte zwischen Auge und Hinterhauptbein.

Hals
Der kräftige Hals ist mittellang und die Kehlhaut liegt straff an.

Körper
Rücken:  Der Rücken ist gerade und fest.
Lenden:  Die Lende ist kräftig und etwas länger als die Kruppe.
Kruppe:  Die Kruppe ist leicht abfallend und mittellang.
Brust:     Die Brust ist breit, tief und kräftig.

Rute:
Die buschig behaarte Rute reicht bis unterhalb des Sprunggelenkes, aber nicht bis zum Boden. Sie wird je nach Stimmungslage des Hundes über den Rücken hochgeschwungen oder gesenkt getragen.

Gliedmassen:
Vorderhand: Die Vorderläufe sind kräftig und, von vorne und von der Seite gesehen, gerade und senkrecht gestellt.

Schulter: Sehr gut bemuskelt. Das Schulterblatt ist lang und gut schräg zurückliegend.

Oberarm: Lang, eng am Körper anliegend
Ellenbogen: Sie liegen am Brustkorb an.
Vorderfußwurzelgelenk: Kräftig
Vordermittelfuß: Mäßig schräg gestellt.

Hinterhand: Die Hinterläufe sind kräftig und von hinten gesehen, senkrecht gestellt. Die Hinterhand ist gut gewinkelt.

Ober- und Unterschenkel: Sehr gut bemuskelt.
Sprunggelenk: Kräftig, tiefstehend.

Pfoten:
Die Pfoten sind rundlich, kräftig und kompakt. Die Zehen sind gewölbt und eng aneinanderliegend.
Afterkrallen sind zu entfernen, ausgenommen in den Ländern, in denen solches durch gesetzliche Bestimmungen verboten ist. Die Zehennägel bei schwarzmarkenden und schwarzen Hunden sind schwarz pigmentiert. Die Zehennägel bei blonden Hunden können weniger pigmentiert sein.

Gangwerk:
Der Hovawart bewegt sich in allen Gangarten von vorne und hinten gesehen gradlinig und raumgreifend.
Der Trab ist weit ausgreifend mit gutem Schub aus der Hinterhand.

Haut:
Die Haut ist insgesamt straff anliegend. Bei schwarzmarkenden und schwarzen Hunden hat sie einen
bläulichen Schimmer, bei blonden einen meist rosa Schimmer.

Haarkleid:
Haar: Das kräftige Langhaar ist leicht gewellt und anliegend, mit wenig Unterwolle. Es ist länger an der Brust, am Bauch, der Rückseite der Vordeläufe, an der Rückseite der Oberschenkel und der Rute. Am Kopf, an der Vorderseite der Vorderläufe, an der Vordeseite der Hinterläufe ist das Haar kurz. Das Haarkleid ist geschlossen.

Farbe:
Den Hovawart gibt es in drei Farbschlägen: Schwarzmarken, schwarz und blond.

  • Schwarzmarken:
    Das Haarkleid ist schwarz und glänzend, die Farbe der Markenzeichnung mittelblond. Am Kopf beginnt die Zeichnung unterhalb des Nasenrückens und reicht um die Lefzenwinkel herum bis in die Kehlmarke.
    Die punktförmigen Abzeichen über den Augen sind deutlich sichtbar. Die Brustmarke besteht aus zwei nebeneinanderliegenden Flecken, die miteinander verbunden sein können. An den Vorderläufen reichen die Marken, von der Seite gesehen, von den Zehen bis etwa zum Vordermittelfuß und laufen auf der Hinterseite in Höhe der
    Ellenbogen aus. An den Hinterläufen ist, von der Seite gesehen, die Markenzeichnung unterhalb des Sprunggelenkes als breiter Streifen, oberhalb des Sprunggelenkes als schmaler Streifen sichtbar, der auf der Vorderseite der Hinterläufe bis in die Höhe der Bauchdecke reicht. Auch unterhalb des Rutenansatzes ist eine Markenzeichnung vorhanden.
    Die Zeichnung ist in Allen Bereichen klar abgegrenzt. Einzelne kleine weiße Flecken an der Brust sowie einzelne weiße Haare an den Zehen und Rutenspitze sind zulässig. Die Pigmentierung an den Lidern, Lefzen und Ballen ist schwarz.
  • Schwarz:
    Das Haarkleid ist schwarz und glänzend. Einzelne kleine weiße Flecken an der Brust sowie einzelne weiße Haare an Zehen und Rutenspitze sind zulässig. Die Pigmentierung an Lidern, Lefzen und Ballen ist schwarz.
  • Blond:
    Das Haarkleid ist mittelblond, glänzend, und wird zum Bauch hin sowie an den Läufen heller. Einzelne kleine
    weiße Flecken an der Brust sowie einzelne weiße Haare an Zehen und Rutenspitze sind zulässig. Die Pigmentierung an Lidern, Lefzen und Ballen ist schwarz.

Größe:
Widerristhöhe:
Rüde     63-70 cm,
Hündin  58-65cm.

Fehler:
Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

Ausschließende Fehler

Allgemeines Erscheinungsbild:
Im Phänotyp dem Rassenbild nicht entsprechende Hunde
Stark rüdenhafte Hündinnen
Stark hündinnenhafte Rüden
Proportionen:
Stark abweichende Körperproportionen
Verhalten und Charakter:
Aggresive, ängstliche, schußscheue oder lethargische Hunde
Kopf:
Fehlender Stop
Blaues Auge oder Birkauge
Steh-, Kipp-, Rosenohren oder abstehende Ohren
Vorbiß, Rückbiß, Kreuzbiß

Fehlen von mehr als zwei Zähnen von den 4PMI und den 2 M3, oder Fehlen eines anderen Zahnes.

Hals:
Ausgeprägte Wamme oder viel lose Kehlhaut.
Körper:
Starker Senkrücken oder stark aufgezogener Rücken.
Schmale oder tonnenförmige Brust
Rutenanomalien, stark verkürzte Rute, ausgeprägte Ringelrute.
Gliedmassen:
Stark überhöhte Hinterhand.
Beschaffenheit des Haarkleides:
Überwiegend gelocktes Haarkleid (Ringellocken).
Farbe des Haarkleides:

Allgemeines:
Farben, die im Standard nicht beschrieben sind, z.B. blau-grau, wildfarben, braun, weiß, geschockt, blond mit rußigem Anflug oder überwiegend mehrzoniges Haar. Weiße Flecken. Einzelne weiße Haare an der Innenseite der Oberschenkel führen nicht zum Zuchtausschluß

Schwarzmarkene Hunde:
Graue oder braune Flecken außerhalb der Markenzeichnung
Überwiegend andersfarbige als schwarze Unterwolle
Überwiegend graue oder weißliche Markenzeichnung
Schwarze Hunde:
Graue oder braune Flecken
Überwiegend andersfarbige als schwarze Unterwolle
Blonde Hunde:
Einzelne weiße Haare auf dem Nasenrücken führen nicht zum Zuchtausschluß
Durchgehend rotblonde Farbe ohne Aufhellung
Farbe weißlich-blond, ebenso an den Ohren
Deutliche weiße Markenzeichnung
Dunkle Flecken oder Maske
Größe:
Untergröße
Übergröße von mehr als 3 cm

N.B.: Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

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