Allgemeines
Degenerative Myelopathie
Die canine degenerative Myelopathie (kurz DM genannt) ist eine erbliche Nervenerkrankung, bei der durch Degeneration ( Zerstörung) des Myelins ( Nervenhülle des Rückenmarks) eine schwere, nicht heilbare Lähmung ausbricht. Die hinteren Gliedmaße können durch eine gestörte Eigenwahrnehmung nicht mehr koordiniert werden. Dies kann sich Anfangs durch ein „Schleifen“ bzw. Nachziehen der Hinterläufe bemerkbar machen. Im weiteren Verlauf kann es zur völligen Lähmung inklusive Inkontinenz bzw. mangelndem Stuhlverhalten führen. Nach Ausbruch der Krankheit kann diese eigentlich nur im Ausschlussverfahren nachgewiesen werden. Hierbei müssen Erkrankungen wie Bandscheibenvorfall, Cauda-Equina-Syndrom, Stenosen, aber auch Tumore oder ein Rückenmarksinfarkt ausgeschlossen werden. Anfangs wurden derartige Symptome in größerem Umfang bei Deutschen Schäferhunden beobachtet, weshalb DM auch als „Schäferhundkrankheit“ bezeichnet wurde. Jedoch ist diese Krankheit nicht rassespezifisch und findet sich bei einer Vielzahl von Rassen.
DM wird rezessiv vererbt, d.h., dass ein Hund wahrscheinlich nur dann erkrankt, wenn er zwei Hälften des mutierten Gens in sich trägt. Die für den Ausbruch verantwortliche Mutation im SOD1 Gen kann durch einen DNA-Test nachgewiesen werden.
Für uns in der IZG-H ist dieser Test zwingend bei allen in der Zucht befindlichen Hunden vorgeschrieben. Ohne ihn ist eine Zuchtzulassung nicht möglich!
Leider wird noch von vielen der DNA-Test angezweifelt. Dies geschieht aus Unwissenheit, aber auch, weil behauptet wird, dass der Ausbruch von DM nicht nur von den beiden mutierten Genen, sondern noch von einigen anderen, noch unbekannten Faktoren abhängt. Dies trifft auch zum Teil zu. Allerdings können mehr als 90% der DM-Erkrankungen ganz eindeutig auf die Genkonstellation „DM/DM“ zurückgeführt werden.
Durch einen einfachen Gen-Test und entsprechender, verantwortungsvoller Zucht, können wir zumindest dieser Krankheit den Kampf ansagen und dazu beitragen, dass sich unsere Hovawarte bis ins hohe Alter bester Gesundheit erfreuen!
Im folgenden Text finden Sie noch weitere Erklärungen von Laboklin, unserem Partner für DNA-Tests, sowie eine anschauliche Grafik über mögliche Verpaarungen und ihre Ergebnisse.
Autosomal rezessiver Erbgang
Für jedes Merkmal liegen im Genom zwei Kopien vor. Je eine Kopie erhält das Tier von seinem Vater und eine von seiner Mutter. Wird ein Merkmal autosomal-rezessiv vererbt bedeutet dies, dass ein Tier nur erkrankt, wenn es je ein betroffenes Gen von Vater und Mutter erhalten hat. Es müssen also sowohl Vater- als auch Muttertier das mutierte Gen tragen, selbst aber nicht unbedingt erkrankt sein.
Es existieren drei Genotypen:
1. Genotyp N/N (homozygot gesund): Dieses Tier trägt die Mutation nicht und hat ein extrem geringes Risiko an der Krankheit zu erkranken. Es kann die Mutation nicht an seine Nachkommen weitergeben.
2. Genotyp N/mut = NM/DM (heterozygoter Träger): Dieses Tier trägt eine Kopie des mutierten Gens. Es hat ein extrem geringes Risiko an der Krankheit zu erkranken, gibt die Mutation aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% an seine Nachkommen weiter. Ein solches Tier sollte nur mit einem mutations-freien Tier verpaart werden.
3. Genotyp mut/mut = DM/DM (homozygot betroffen): Dieses Tier trägt zwei Kopien des mutierten Gens und hat ein extrem hohes Risiko an der Erbkrankheit zu erkranken. Es gibt die Mutation zu 100% an seine Nachkommen weiter und sollte nur mit mutations-freien Tieren verpaart werden.
Träger geben die Erbanlage mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% an ihre Nachkommen weiter. Bei der Verpaarung von zwei Trägern besteht die Gefahr, dass die Nachkommen von der Erkrankung betroffen sind (25%).
Die Existenz von Trägern in einer gesunden Population erhöht die Variabilität des gesamten Genpools, weshalb diese nicht kategorisch von der Zucht ausgeschlossen werden sollten. Eine Verpaarung sollte jedoch immer nur mit mutations-freien Tieren erfolgen, so dass keine homozygot betroffenen Tiere entstehen können.
Anmerkung von IZG-H: mut = DM
(Quelle: Laboklin)
Hier eine Tabelle welche Verpaarungen in IZG-H e.V. zugelassen sind:
Demnach dürfen die Genotypen N/DM und DM/DM AUSSCHLIESSLICH mit dem Genotyp N/N verpaart werden!
Akute idiopathische Polyradikuloneuritis (Synonyme: Coonhound Paralyse, Polyradikuloneuropathie, Guillain-Barre-Syndrom beim Menschen)
Die Erkrankung tritt bei Hunden und Katzen auf und ist durch langsam fortschreitende Ausfälle der motorischen Anteile der Nervenwurzeln der Spinalnerven gekennzeichnet. Das führt innerhalb von 72 Stunden bis zu 10 Tagen zu einer Parese der Beckengliedmaße und dann der Vordergliedmaßen, die zur Seitenlage des Tieres und evtl. Atemproblemen führen kann. Bisweilen kann es zu einer ausgeprägten Hyperästhesie der distalen Gliedmaßen kommen (siehe Video des Deutschen Schäferhundes).
Mögliche Ursachen können Reaktionen zu Waschbärbissen oder –kratzern, Impfreaktionen (besonders junge Katzen und Hunde), akute Infektionen (Endometritis, Pneumonie, bakterielle Enteritis) und beim Menschen scheinen Infektionen mit Campylobacter jejuni eine besondere Rolle zu spielen. Eine besondere Rolle scheint die protozoäre Neuritis mit Toxoplasma gondii oder Neospora caninum zu spielen.
Im Allgemeinen kommt es zu zum Verlust einiger Axone und zu einer ausgeprägten Demyelinisierung mit anschließender langsamer Remyelinisierung über sechs Wochen. Es gibt keine effektive Behandlung bei Tieren, allerdings muss die Grunderkrankung (Antibiotika nach Antibiogramm!) behandelt werden und während der Käfigruhe auf penible Hygiene geachtet werden. Das kann durch geeignete Mattensysteme, Saugmatten, Langzeitharnkatheter und früher Dekubitus-Behandlung erreicht werden.
Die Prognose zur vollständigen Ausheilung ist gut, wobei der Muskelschwund an den Gliedmaßen extrem sein kann und ausreichende Physiotherapie benötigt wird. Rezidive sind möglich, aber selten.
Polyradikuloneuritis Katze, Impfung, Kokzidiose
Dieser 3 monatige Kater zeigte eine plötzliche schlaffe Parese der Hintergliedmaßen, die langsam auch auf die Vordergliedmaßen fortschritten. Er wurde drei Tage vorher gegen den Tollwutvirus geimpft worden und im Kot wurden Kokzidien nachgewiesen.
Deutscher Schäferhund, plötzliche vollständige Lähmung aller Gliedmaßen, Polyradikuloneuritis
Die 2 jährige Deutsche Schäferhündin war innerhalb von 24 Stunden tetraparetisch, allerdings zeigte deutliche Berührungsschmerz der distalen Gliedmaße. Bei der Untersuchung fiel ein blutig-seröser vaginaler Ausfluß auf und während des stationären Aufenthaltes erkrankte sie an einer Endometritis. Trotz intensiver Physiotherapie verlor sie innerhalb der ersten 2 Wochen Käfigruhe geschätzte 40% ihres Muskelmasse. Eine Dekubitusstelle über dem Darmbeinhöcker musste versorgt werden und heilte problemlos ab. Nach 6 Wochen konnte sie bis auf eine geringgradige Ataxie wieder normal laufen und die Muskelatrophie war fast vollständig ausgeheilt.
Quelle:
tierneurologie-berlin.de/neurologische-erkrankungen-und-fälle/polyradikuloneuritis-pathie